Die 1 steht nicht unten am Anfang der Zahlenreihe, wie es Mathematiker ausdrücken würden, sondern in unserem Empfinden ganz hoch oben an der Spitze des endlosen Zahlenreigens. Die 1 steht für ,,Einheit" ebenso wie für ,,Einzigartigkeit". Sie nimmt den ersten Platz in der unendlichen Reihe ganzer und natürlicher Zahlen ein und war - jedenfalls im Weltbild der alten Mathematik - der Grundbaustein aller in Zahlen ausdrückbaren Zusammenhänge. Natürlich ist diese Vorstellung schon lange erschüttert, spätestens seit der Entdeckung von Hippasos, der bewies, daß die Beziehung einer Seite zur Diagonale eines Rechtecks nicht durch ganze Zahlen ausgedrückt werden kann. Aber dies ist kein Algebraprogramm, und irrationale und unendliche Zahlen brauchen uns hier nicht zu beschäftigen, denn wir spüren den Wurzeln von Zahlworten nach, die bei ihrer Entstehung gleichzeitig für Menge und Sinn standen und dies immer noch tun.

Die l ist hier tatsächlich der einzigartige Baustein, aus dem alles entstehen kann, der aber gleichzeitig nichts teilt, denn zum Beispiel ist 12:1 immer noch 12. Sie ist die einzige Zahl, die sich nicht verändert, weder wenn man sie durch sich dividiert, noch wenn man sie mit sich selbst multipliziert. So wurde die 1 zum Symbol des Göttlichen, des Anfangs und der Einheit. Die einfachste Form, Mengen zu definieren, ist ,,eins" und ,,viele". Plotin, der Begründer der Neuplatonischen Schule, sagte dazu: ,jede Vielheit ist eine Vielheit von Einheiten, setzt also die Einheit an sich voraus." Und aus diesen ,,Einheiten" setzt sich der gesamte Kosmos zusammen, das mineralische, pflanzliche, tierische und menschliche Dasein. ,,Alles und jeder ist ein Abbild Gottes", so lautet der religiöse Ansatz, und: ,,alles besteht aus kleinsten und nicht mehr teilbaren Teilchen" - so der naturwissenschaftliche. Beide ringen zwar um Unterschiede in der Formulierung, der Sinn bleibt jedoch der gleiche: Es gibt eine Einheit, die die Vielheit hervorbringt.

Indem die 1 für Gott steht, symbolisiert sie auch ,,Einzigartigkeit". Die Nummer 1 in der Schule, beim Sport, in der Politik kann zwar immer wechseln, aber in dem Moment, in dem sie an der Spitze steht, ist sie nicht so gut, weil sie die Nummer l ist - sie ist die Nummer 1 geworden, weil sie eine einzigartige Leistung geboten hat. In der Politik ist dieses Prinzip zwar äußerst fadenscheinig geworden, aber im Sport (vorzugsweise beim Schwergewichtsboxen) heißt es immer noch zu Recht: ,,the one and only!"

Geometrisch dargestellt ist die 1 ein Punkt und damit ungreifbar. Punkte haben keine Länge, Breite und Höhe, keine Unter- oder Oberseite, ja nicht einmal eine Farbe, sondern nur eine Position, und auch die ist sehr abstrakt, denn sie stellt sich nur durch den Schnittpunkt dreier Linien in einem räumlichen Koordinatensystem dar. Man kann nicht einmal sagen, Punkte wären rund, denn streng genommen haben sie überhaupt keine Ausdehnung. Fast ein Wunder also, daß dieser Zahl Größe zugeordnet wird, was früher mit grundsätzlichen Attributen zusammenfiel. Aber vor zu viel Größe kapitulierte schließlich auch der Chauvinismus und gestand der 1 ein Zwittergeschlecht zu - sie war ebenso männlich wie weiblich, denn Gott durfte man ja schließlich auch kein Geschlecht zuweisen.

In der Kabbala wird der 1 eine mysterische Rolle zugewiesen: ,,En Sof", das ist der Urgrund, aber auch das Verborgene und Unfassliche. Kein Mensch kann dieses Wesen je erfassen, denn es ist ohne Anfang und unerschaffen. Es ist ,,die Wurzel aller Wurzeln".

Carl Gustav Jung nennt die 1 »als erstes Zahlwort eine Einheit. Sie ist aber auch das Eine, das All-Eine, Einzige und Zeitlose - kein Zahlwort, sondern eine philosophische Idee oder ein Archetypus und Gottesattribut.«'

Kurzcharakteristik: Die 1 steht für die Kraft, aber nicht für das, was man damit anfängt. Jede Kraft, speziell eine extreme Fähigkeit, läßt sich für und gegen einen selbst einsetzen - auch für und gegen andere. Die 1 deutet auf starken Willen, Verstandeskraft, Beherrschung ebenso wie auf Triebkraft und das unbezwingbare Bestreben, unabhängig zu sein. Auf jeden Fall versteht sich der »Einser" als Einzelmensch (oft auch als Einzelgänger), der zu großen Erfolgen fähig ist. Er kann nur schwer tiefe Beziehungen zu anderen aufbauen und erachtet Freundschaften als angenehm, aber nicht gerade lebensnotwendig.

Planet: Sonne
Tag: Sonntag
Geschlecht: männlich
Richtung: Osten
Farbe: Gold
Edelstein: Rubin

Mit der 2 fängt eigentlich alles erst an, denn wäre es bei der 1 geblieben, wäre auch jede Veränderung (ob positiv oder negativ) ausgeschlossen. Die paradiesischen Zustände endeten allerdings nicht, als Adam die Eva »zugeteilt« wurde - Gott erschuf den Menschen, und diese Polarisierung genügte vollauf, um für Wirbel im würdevollen Stillstand des Paradieses zu sorgen. Die 2 bringt Trennung und Unterschied, man teilt ein in männlich und weiblich, in gut und böse, hell und dunkel, Tag und Nacht, ja und nein, tot und lebendig, und jede Maschine, vom Rasenmäher bis zum Großcomputer, kennt nur zwei wesentliche Zustände - nämlich ob der Hauptschalter auf »ein« oder »aus« steht. Dualität, Zweiseitigkeit, bestimmt auch das menschliche Leben, und dazu braucht man oft nicht einmal den anderen: »Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.« Aber zu zweit wird die Dualität natürlich plastischer. Man kann die Zweisamkeit suchen oder sich ent»zweien«. Zwietracht, Zweifel, Zwist und Zwiespalt setzen eines voraus - die 2.

»Ich und Du zu erkennen kann ebenso verbinden wie trennen'<, aber eines kann es mit Sicherheit: Klarheit schaffen. Erst mit der 2 ist eine Vergleichsgröße ins Leben getreten, an der man sich, andere und alles Erfassbare messen kann. Außerdem ist sie natürlich die Zahl der Vereinigung: Aus 2 mach 1. Man hat getrennt, um Neues entstehen und wachsen zu lassen. 2 ist die Vereinigung des männlichen und weiblichen Prinzips, ebenso wie auch in der Alchimie die 2 das Koagulieren bezeichnet. »Solve et coagula«, löse auf und lass wieder gerinnen (oder feste Gestalt annehmen), trennen und wieder verbinden - das ist das Prinzip der 2.

Diese Zahl ist also schöpferisch und - wie alle geraden Zahlen - weiblich. Gerade Zahlen tragen das Prinzip des »Sich-Teilens« und »Sich-Fortpflanzens« in sich, sind ausgewogen und somit im Gleichgewicht. Aber es führt noch ein anderer Weg zur Klassifizierung von gerade/weiblich und ungerade/männlich. Schreibt man Zahlen als Punkte (etwa auf einem Spielwürfel), so haben die ungeraden immer einen Mittelpunkt, während die geraden ihre Punkte um einen nicht gesetzten Mittelpunkt verteilen.

Es ist also das Prinzip der beiden hervorstechendsten Geschlechtsmerkmale: Penis und Vagina; die weibliche Zahl drückt immer die Öffnung aus, die männliche Zahl das Zentrum, die Durchdringung. Die 2 ist aber nicht nur weiblich, sondern die erste weibliche Zahl überhaupt. Das verstärkt ihre Wichtigkeit, drückt ihre Eigenschaften aber gleichzeitig pur und als Extreme aus und wie so oft jenseits des Mittelmaßes: groß, aber gefährlich, zweischneidig. Das chinesische Yin-undYang-Zeichen, die ineinander fließende Kraft von Männlichem und Weiblichem, illustriert dieses Prinzip. Der Schatten legt sich schnell über das Licht, aber woraus entsteht er? Aus dem Licht, das ihn wirft und durch seine Anwesenheit erst erschafft. Das Sich-gegenseitig-Bedingen wird hier klar; ebenso daß das eine ohne das andere nicht existieren kann. Dieser Umstand findet sich auch im Sprachgebrauch. Manche Dinge sind nur in der Zweisamkeit nützlich oder überhaupt vorstellbar: die beiden Gläser einer Brille, ein paar Schuhe oder die beiden Räder eines Fahrrads. In der Mathematik ist 1 + 1 = 2. Das Prinzip der Einzigartigkeit wird also aufgehoben, denn wo die 1 mehr als einmal existiert, ist sie nicht mehr unikal, sondern universell. Die 2 ist die einzige gerade Primzahl (nur durch sich selbst oder 1 teilbar) - wohlgemerkt: wir sprechen hier nur von ganzen und natürlichen Zahlen.

Kurzcharakteristik: Die 2 ist eine Zahl mit weiblicher Energie. Sie steht für Ausgewogenheit, Harmonie und Mäßigung, aber auch für Passivität und Nachgiebigkeit im Sinn von mangelnder Standfestigkeit. Bei »Zweiern'« kann man auf jeden Fall mit der Vorherrschaft der Emotionen rechnen, mit Großherzigkeit, Einsatz und Gefühl für andere. Sie nehmen Freundschaften wichtig und dabei reicht es ihnen nicht, sie »nur« zu haben, sondern sie wollen sie auch pflegen. Aber wie bei allen großen Zahlen bringt starke und einseitige Energie auch Probleme und Schwächen mit sich. Der Mangel an Entschlossenheit und die oft übertriebene Begeisterung für jede fremde Idee können diese Menschen zu Spielbällen der verschiedensten Einflüsse machen. Wenn sie schon unterwegs sind, dann meist nicht aus eigenem Antrieb.

Planet: Mond
Tag: Montag
Geschlecht: weiblich
Richtung: Südwesten
Farbe: Weiß
Edelstein: Perle

Nicht erst im christlichen Glauben entstand der Gedanke von der heiligen Dreifaltigkeit - Götter; besonders Göttinnen, wurden schon immer gerne in triadischer Gestalt dargestellt. Die griechische Mondgöttin wird als »dreigesichtige Selene« angerufen, weil man die drei Mondphasen als ihre drei Gesichter gesehen hat (zunehmend, Vollmond und abnehmend; der Neumond ging nicht als Gesicht durch).

»Die Zahl 3 ist die erste zusammengesetzte Zahl, die heilige Zahl, die Zahl der Vollkommenheit, die mächtigste Zahl, denn »drei Personen sind in Gott, drei sind der theologischen Tugenden in der Religion.« So schreibt Agrippa von Nettesheim, und es wird schnell klar; warum diese Zahl noch heute als magisch und groß verstanden wird. Sie ist die Trinität, die Einheit von Gottvater; Sohn und Heiligem Geist, die Vorstellung der Unendlichkeit, die sich immer wieder (und immer neu) teilen lässt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Aber auch die sicht- und greifbare Materie dreiteilte man in fest, flüssig und gasförmig. 3 ist die erste Zahl, die, wie Pythagoras es bezeichnete, Anfang, Mitte und Ende hat, und die einzige, die jeweils nur eines dieser Glieder besitzt. Warum sind aller guten Dinge drei? Sie sind nicht unbedingt »gut«, sondern menschlich (so versteht sich dieser Spruch: gut hieß dem Menschen gemäß), denn die 3 führte das Prinzip der Menschlichkeit ein, indem sie über den Gott (1) und das Paar (2) die Gemeinschaft aller setzte - und 3 wird einfach »mehrere«. Man legt sich da nicht mehr auf klare Beziehungen fest wie Ehefrau/Ehemann, Vater/ Sohn oder Bauer/Knecht, sondern sieht nur noch die gleichwertigen Mitglieder der Familie Mensch. Das macht diese Zahl so stark und gleichzeitig stabil. 3 steht auch für Stabilität, und wer sich je auf einen dreibeinigen Stuhl gesetzt hat, weiß warum.

Dreiecke sind die wichtigsten geometrischen Figuren und Bausteine, aus denen sich jede vorstellbare gerade Figur zusammensetzen läßt. Die Winkelsumme des Dreiecks ist immer 1800, und diese Zahl trägt die 3 sichtbar in sich (3 + 3 = 6; 6 x 3 = 18). Als gleichseitiges Dreieck ist es so vollkommen, daß man es als Symbol Gottes verwendet - aber noch ein Auge hinzufügte, denn der Klerus wollte seinen Schäfchen mitteilen, daß Gott nicht nur ist, sondern auch alles andauernd beobachtet. Und ausgerechnet wegen dieses Dreiecks kommt die ansonsten so klare Unterteilung in männliche und weibliche Zahlen ins Schleudern: Obwohl die 3 als ungerade automatisch männlich wäre, ist das »Delta der Venus«, das Schamdreieck, ein überzeugendes Gegenargument. Man kann die 3 allerdings auf zwei Weisen punktieren, nämlich Phallus (:) oder Schoß (.~.). Wer will sich da festlegen?! So kann man sich vielleicht darauf beschränken, der 3 ihre ursprüngliche mystische Bedeutung zu erhalten, denn sie schert sich nicht um männlich oder weiblich - und stark genug ist diese Zahl allemal, um sich aus dem Geschlechterkampf herauszuhalten.

Schöpferische Kraft zeichnet die 3 aus: Ohne den Dreiklang wäre die Musik eine armselige Disziplin, und um sich als Mensch zu erkennen und auszudrücken, bedarf es ebenfalls einer »Dreiheit«, nämlich der von Seele, Geist und Wille. Auswirken kann sich das dann in Gedanken, Worten und Taten.

Die 3 ist eine glückliche und erfüllte Zahl, und der kleine Einschlag von Extravaganz und Mystik macht sie nur noch stärker. Schließlich sind auch Dreiecksverhältnisse höchstens anstrengender und aufregender; nicht aber schlechter als »normale«. Sie können manchmal das Sprichwort bekräftigen, daß der Dritte sich freut, wenn zwei sich streiten. 3 ist die Synthese ebenso wie das planlose und lustvolle Auseinanderlaufen von Kindern. 3 ist das Leben.

Kurzcharakteristik: Vielseitigkeit ist auf jeden Fall das Thema dieser Zahl. »Dreier« betrachten diese Welt mit einer meist schwer zu enttäuschenden positiven Grundeinstellung und sehen in Hindernissen und Barrieren hauptsächlich interessante Möglichkeiten, um ihre Kreativität auszuleben und extravagante Lösungen zu finden. 3 ist eine fröhliche Zahl. Sie symbolisiert die Bestimmung des Menschen zu feiern, zu tanzen und zu lieben und nicht etwa zu leiden, zu dulden und Angst zu haben. Dieses verhängnisvolle Mißverständnis aus der Bibel wird von dieser Zahl korrigiert - das wahre Geschenk der Heiligen Drei Könige waren Klarheit, Glück und Liebe.

Planet: Jupiter
Tag: Donnerstag
Geschlecht: männlich
Richtung: Nordosten
Farbe: Gelb
Edelstein: Topas


Dies ist die Zahl 4 der Unterscheidung. Sie gibt Richtungen an, scheidet Zustände und Jahreszeiten. Das einfache System der Trennung nach ja und nein, hell und dunkel, lebendig und tot, gut und böse läßt sich als 1 und 0 schreiben, alles, was ein Computer je auf die Reihe bringen wird. Aber erst die 4 analysiert, gliedert und ordnet die Welt und die Sprache. Die Gliederung ist nicht willkürlich entstanden, sondern aus aufmerksamer Naturbeobachtung. Der Mond zeigt sich in 4 Phasen. Er nimmt zu, erscheint als volle Scheibe, nimmt als Sichel wieder ab und schrumpft zum Neumond zusammen, bevor er wieder zum Vollmond wachsen kann. Die Richtungen auf einer Ebene hat man nach dem Menschen, der sie anzeigen kann, unterteilt: Er kann mit den Armen links und rechts anzeigen, blickt nach vorne und weiß, daß etwas hinter ihm liegt. Hätte man die Richtungen in 3, 5 oder 7 unterteilt, hätte der Mensch als genaues Anzeigeinstrument versagt. Diesem Viererprinzip folgten viele Unterscheidungen, die sich zwanglos ergaben, die man also nicht in ein Schema pressen mußte, um die 4 zu rechtfertigen. Man unterschied die 4 Grundelemente Feuer; Wasser; Luft und Erde, die 4 Jahreszeiten, die 4 Temperamente (cholerisch, sanguinisch, phlegmatisch und melancholisch), die 4 Geschmacksrichtungen (salzig, süß, sauer und bitter) und baute das Vierersystem schließlich zur Perfektion aus. Jeder Lebensbereich ließ sich als Quartett darstellen: Leib, Seele, Geist und Wille; Freiheit, Reinheit, Wahrheit, Einheit; fest, flüssig, gasförmig und (folgerichtig, als früh geahntes Kind der Chemie) »Plasma«; Punkt, Linie, Fläche und Raum. Dazu schrieb Agrippa von Nettesheim: »Die Zahl 4 nennen die Pythagoreer Tetractys und stellen sie, was ihre Kräfte anbelangt, allen Zahlen voran, indem sie die Grundlage und Wurzel aller übrigen Zahlen ist, weshalb auch alle Grundlagen sowohl bei künstlichen wie auch bei natürlichen und göttlichen Dingen Quadrate sind.«

Die Ordnung, die die 4 gebracht hat, stellt sich zwangsläufig gegen die fröhliche und ziellose Mentalität des »Menschseins« der 3, sie fügt ihr wieder die göttliche 1 hinzu, das Gesetz, und fesselt damit ihr ekstatisches Ausleben - oder anders gesagt, sie kanalisiert es, um wahre Erkenntnis zu erlangen. Daß die 4 weiblich ist, offenbart schon die starke Beziehung zum Mond, einem schon immer der Frau zugerechneten Planeten, der außerdem den Zyklus der weiblichen Fruchtbarkeit anzeigt.

In der Mathematik hat sich seit Pythagoras viel geändert - Erkenntnisse über das Quadrat sind keine neuen hinzugekommen. Es gilt (neben dem gleichseitigen Dreieck) noch immer als die ausgewogenste Form, wie das Tetragon vor 2000 Jahren, Sinnbild fest gegründeter Vollkommenheit. Man zählte das Rechteck damals dem Element Erde zu, wahrscheinlich auch deshalb, weil die früheren Weltbilder von einer »flachen« Erde sprachen, nicht unbedingt von einer Scheibe, sondern meist von einem Rechteck, das durch die 4 Himmelsrichtungen oder Winde bestimmt war. Die Chinesen sahen die Erde lange Zeit als Quadrat und bildeten sie im Kleinen ab.

In Mystik und Religion kommt keine Kultur ohne die heilige 4 aus. In der Kabbala teilt sich das Universum in 4 Bereiche (Aziluth, Beriah, Jezira und Asiya), durch das Paradies fließen 4 Ströme, die Bibel kennt 4 Propheten und 4 Evangelien, Buddha lehrte die 4 edlen Wahrheiten, Indien kennt die 4 heiligen Vedas und der Islam 4 heilige Bücher; nämlich die Thora, die Psalmen, das Evangelium und den Koran. 4 ist eine vollkommene Zahl. 4 ist also Ordnung und nie Zufälligkeit oder Glück. Wie verhält es sich jedoch beim vierblättrigen Kleeblatt? Nachdem Klee üblicherweise drei Blätter hat, ist ein solchermaßen weiterentwickeltes Fundstück ein Sinnbild der alles durchdringenden Ordnung und kann als starkes Amulett angesehen werden.

Kurzcharakteristik: Als Zahl der Ordnung hat die 4 zwei Aspekte. Zum einen verleiht sie einem »Vierer« die Klarheit, die er für das Erkennen des eigenen Ichs und seines Lebenszusammenhangs braucht, aber sie kann ihn zum anderen auch in dieser Ordnung ersticken, denn Ordnung um ihrer selbst willen wird zum Zwang. Dauerhaftigkeit und Willensstärke sind in der 4 angelegt> aber wenn keine lohnenden Ziele in Sicht sind, ist Trägheit die Folge. Ein ,,Vierer" kann ebenso fleißig arbeiten wie sich langweilen. Der praktische und ordentliche Aspekt dreht sich, wenn er nicht gelebt werden kann, um und kann zu Schwermut und Melancholie führen.

Planet: Saturn
Tag: Samstag
Geschlecht: neutral
Richtung: Südosten
Farbe: Gold
Edelstein: Hämatit

Menschlich, allzu menschlich ist diese Zahl: 5 Finger hat die Hand, 5 Extremitäten hat der Körper (Kopf, zwei Arme und zwei Beine) und über 5 Sinne verfügt der Mensch: Er kann schmecken, fühlen, riechen, hören und sehen. 5 ist, nachdem sie in der Mitte des Zehnerblocks steht, auch eine Zahl des Mittelmaßes. Sie orientiert sich zwar nach beiden Richtungen (zur 1 und zur 10), aber sie unternimmt keine Anstrengung, sich auf die eine oder andere Richtung festzulegen.

Warum die Pythagoreer auf die 5 nicht gut zu sprechen waren, liegt einfach daran, daß sie mit den 4 ersten ,,großen" Zahlen die mathematische Basis für abgeschlossen hielten. Sie kannten nur 4 regelmäßige Körper und so stürzte schließlich ein ganzes Weltbild für sie zusammen, als Hippasos einen fünften entdeckte, den Pentagondodekaeder; der ausgerechnet aus 5 Ecken bestand. Auch macht es die Zahl nicht sympathischer; daß das amerikanische Pentagon (Sitz der Armeeführung und des Verteidigungsministeriums) eine fünfeckige Grundfläche besitzt.

5 ist eine Primzahl und somit nur durch 1 oder sich selbst teilbar; sie ist also sehr stabil. Die 5 trägt alles in sich, was ,,Mensch" bedeutet, aber sie steht nicht gerade für ,,Menschlichkeit", also für seine beste Seite. Schließlich waren die 5 Wunden Christi ihm von einem Menschen zugefügt worden. Die 5 im Menschen deutet mehr auf seine Triebe und Lüste, etwa wenn er mal ,,fünf gerade sein läßt".

In China allerdings versteht man die 5 grundsätzlich positiv. Man wünscht sich ,,fünffaches Glück", was wohl hauptsächlich daher rührt, daß in der chinesischen Tradition den 4 europäischen Elementen (Feuer; Wasser; Luft und Erde) 5 entsprechen. Dort unterteilte man in Erde, Wasser; Feuer; Holz und Metall. Man hatte die Ordnung nach handgreiflichen (nach der Fingerzahl) Kriterien aufgebaut und daher verbot es sich, die 5 respektlos zu behandeln. Die 5 Finger griffen auch die Saiten der Zupfinstrumente, verschlossen Flötenlöcher und trommelten - also war es nur logisch, auch die gesamte Musik auf der 5 aufzubauen.

Eine Eigenschaft der 5 kommt auch bei banalen Rechenoperationen schnell zum Vorschein: Sie weist sehr stark auf sich selbst hin. Jede ungerade Zahl, die man mit ihr multipliziert, weist am Ende des Resultats wieder die 5 auf; sie ist also bestrebt, sich immer deutlich wiedererkennbar fortzupflanzen. Eine magische Note erhielt die 5 durch das Pentagramm (auch Pentaculum oder Drudenfuß genannt). Dieser fünfzackige Stern, den man in einem Zug zeichnen kann, galt bei den Pythagoreern noch als Zeichen für Gesundheit; im Mittelalter schützte man sich damit vor Hexen oder verwendete das Symbol für schwarzmagische Verrichtungen. Dafür mußte man es allerdings auf den Kopf stellen. In der Esoterik ist das Pentagramm das Zeichen für den Mikrokosmos oder das fünfte Prinzip - das Denkvermögen.

Kurzcharakteristik: In dieser Zahl sind die erste männliche und die erste weibliche zusammengeschlossen. Daher sind ,,Fünfer" zuallererst Menschen und erst später mit einer erkennbaren männlichen oder weiblichen Energie behaftet. Man kann kaum hervorstechende Eigenschaften finden, sondern höchstens die Summe aller möglichen Eigenschaften erkennen - vorgetragen meist in einer ruhelosen und unbeständigen Weise.

Planet: Merkur
Tag: Mittwoch
Geschlecht: neutral
Richtung: Norden
Farbe: Grün
Edelstein: Smaragd

Die 6 ist wieder eine Zahl der Pythagoreer; denn sie entsteht sowohl durch die Addition der ersten drei Grundzahlen (1 + 2 + 3) als auch durch deren Multiplikation (1 x 2 x 3). Die Mathematik, die (besonders in der Geometrie) viele Zusammenhänge der Natur abgelauscht hat, erkannte das regelmäßige Sechseck, wie es sich in der Bienenwabe findet, als perfekte Form, die für Stabilität und optimale Raumausnutzung steht. Schneeflocken und viele andere Kristallstrukturen sind nach diesem Prinzip aufgebaut und jeder Chemiker kennt das Sechseck aus der gezeichneten Formelsprache.

Ein sechszackiger Stern entsteht zum Beispiel, wenn man zwei gleichseitige Dreiecke um 180o verschoben auf ihren gemeinsamen Mittelpunkt legt - das Sigillum oder der Davidstern. Dieses Zeichen deutet auf die Verbindung des göttlichen Dreiecks mit dem menschlichen hin und stellt somit den Kosmos der Seele dar. Auf der anderen Seite zeigt es, daß beide Aspekte sich bedingen und nur in Übereinstimmung (nämlich wenn die Dreiecke über einem gemeinsamen Zentrum liegen) wahre Harmonie entstehen kann. In ihrem perfiden Leugnen aller menschlichen Werte mußten die Nazis dieses Zeichen fast zwangsläufig zum Todeszeichen machen; die unbewußte Angst vor der gewaltigen Leben spendenden Energie, die hinter diesem Symbol steht, sollte verdrängt werden, indem man es Millionen von Menschen, den Juden, als »Zielscheibe« anheftete.

Die 6 zieht sich durch alle christlich-jüdischen Wurzeln. Am sechsten Tag hat Gott die Welt vollendet und am sechsten Tag wurde der Mensch erschaffen. 6 Tage litt Christus für die Menschheit und 6 ist die Anzahl der Cherubimflügel. Das Gesetz schrieb den Juden vor; »sechs Tage zu arbeiten, sechs Tage Manna zu sammeln und sechs Tage das Land zu bebauen.

In fast allen Disziplinen deutet die 6 auf eine Erweiterung der Harmonie hin - beispielsweise in der Musik dadurch, daß die Harmonie aus 5 ganzen Tönen und 2 halben besteht (also sechs ganzen), welche einen Ton erzeugen (= Seele); man erkannte auch, daß sich durch 6 Beziehungen alles ausdrücken ließ, nämlich durch Größe, Farbe, Form, Abstand, Zustand und Bewegung.

6 ist die Weiterentwicklung der »Ordnungszahl" 4. Wo das Quadrat, die eine perfekte Fläche, noch von 4 Linien begrenzt war; wird seine dreidimensionale Fortsetzung, der Würfel, von 12 (6 + 6) Kantenlinien begrenzt und hat 6 Flächen.

Die 6 weist, nicht nur weil man dabei oft an Sex denkt, ebenfalls auf die Liebe hin. Im Tarot ist die sechste große Arkanenkarte das Bild der » Liebenden" und stellt die menschlichste Form von Vollkommenheit und Harmonie dar - eben die Liebe. Sie von der Sexualität zu trennen wird zwar oft versucht, aber beides bedingt sich gegenseitig. Liebe wie Sex könnten sich allein und isoliert nie ganz ,,erfüllen«. Diese Erfüllung oder Vollkommenheit gebiert im Menschen eine neue Energie, stellt einen Zustand her; in dem er über seine Gewohnheit hinaus neue und andere Wahrnehmungen machen kann. Diesen sechsten Sinn kann man sich keineswegs antrainieren wie ein besseres Gehör oder einen verfeinerten Gaumen - er erwacht immer erst dann, wenn man gerade nicht dieser Erfüllung wegen sein Leben und Handeln bestimmen und ändern will.

Die 6 galt bei den Philosophen und Mathematikern der Antike als perfekte Zahl - und nicht nur weil sie die Summe all ihrer Teiler ist, nämlich 1 + 2 + 3. In Byzanz galt die Zahl 6 als Symbol der universalen Harmonie und drückte sich in jedem Mosaik aus, in 6 Blumenblättern oder in Herden von immer 6 Schafen.

Die 6 war auch in der Natur als »Großzahl« zu entdecken, als Fußtritt Gottes quasi, wie es Lupinius der Jüngere einmal genannt hat. Die Formen der Bienenwaben etwa sind von auffallender Perfektion. Es gibt keine Bienen auf dieser Welt, die keine sechseckigen Zellen bauen. Warum bauen die Bienen keine runden Waben, warum keine rechteckigen, quadratischen, dreieckigen oder fünfeckigen? Weil bei runden Waben Zwischenräume blieben und andere Formen nicht so stabil wären.

Gut, das ist die mathematische Antwort. Aber welches Prinzip wohnt der 6 inne, daß sie überall in der Natur verwendet wird, wenn es um Stabilität und optimale Platzausnützung geht? Die Bienen haben zweifellos recht, aber warum? Früher nannte man das den Ratschlag Gottes, das Wunder seiner Schöpfung, inzwischen ist man mehr und mehr zur Erklärung der evolutionären Auswahl nach dem Try-and-error-Prinzip übergegangen - und doch bleibt die Frage: Worauf ist diese Klarheit um uns aufgebaut, die sich in ganzen Zahlen so deutlich ausdrückt? Auf Zufall doch wohl kaum.

Kurzcharakteristik: Harmonie und Häuslichkeit sind starke Themen für die »Sechser«. Sie suchen ihre Erfüllung und absolute Vereinigung. Sex, Liebe, Freundschaft oder ihr Umfeld sind die Gebiete, in denen sie sich ausleben können. Obwohl sie schöpferisch arbeiten wollen, fehlt ihnen die reine Kraft der 3, die sich hier verdoppelt hat, dabei allerdings nicht an Stärke gewachsen ist, sondern Umständlichkeit und die Neigung zu konventionellen, ja manchmal sogar trivialen Lösungen mit sich gebracht hat.

Planet: Venus
Tag: Freitag
Geschlecht: weiblich
Richtung: Südosten
Farbe: Silber
Edelstein: Diamant

Eine mystische Zahl, eine Zahl mit 7 Siegeln. Dieses siebenfach verschlossene Buch, das heute ein Synonym für etwas völlig Unverständliches geworden ist, erblickte Johannes in der Bibel zusammen mit einem siebenäugigen Lamm mit 7 Hörnern. Das Alte Testament steckt voller Siebener: 7 Lämmer gab Abraham dem Abimelech. 7 Tage trauerte das Volk Israel um Jakob, 7 Festtage des Herrn sollen gefeiert werden, 7 Tage lang sollen Brandopfer gebracht werden, 7 Völker hatten das verheißene Land inne, 7 fleckenlose Lämmer sollten die Kinder Israels opfern und 7 Tage lang ungesäuertes Brot essen. 7 Altäre errichtete Bileam und am siebten Tag opferte er 7 Kälber. 7 Priester zogen die Bundeslade vor Jericho und am siebten Tag posaunten sie.

Bei den Freimaurern ist die 7 die große Symbolzahl. Sie unterscheiden 7 symbolische Grade des Ordens, 7 Hauptpunkte des menschlichen Lebens (Geburt, Kindheit, Jugend, das ,,männliche« Alter das Alter der Erfahrung, das Greisenalter und den Tod), die 7 Haupttugenden (Mäßigkeit, Standhaftigkeit, Arbeitsamkeit, Redlichkeit, Verschwiegenheit, Vorsicht und Barmherzigkeit), die 7 Wissenschaften (Zeichenkunst, Dichtkunst, Musik, Baukunst, Geometrie, Rechenkunst und Astronomie), die 7 Hauptfehler des Menschen (Leichtsinn, Eigensinn, Furcht, Trägheit, Vermessenheit, Eigenliebe und Argwohn), die 7 Hauptlaster; die ein rechtschaffener Freimaurer verabscheuen und fliehen muß (Hochmut, Stolz, Unmäßigkeit, Neid, Falschheit, Wollust und Rachgier), und schließlich die 7 Gaben des Geistes, die sich ein rechter Freimaurer von Gott erbitten soll, nämlich Weisheit, Verstand, Rat, Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Liebe. Wir kennen die Märchen von den Siebenmeilenstiefeln, den 7 Schwaben und von Schneewittchen (wer wagt jetzt noch von Zufall zu sprechen?!) bei den 7 Zwergen hinter den 7 Bergen.

Die Pythagoreer; die ja immerhin einen Ruf als Mathematiker zu verlieren hatten, waren von dieser Zahl so verunsichert, daß sie kaum praktisch mit ihr umgingen, sondern sie nur als ,,Vehikel des menschlichen Lebens" bezeichneten und sie aus den 4 Elementen des Leibes und den dreien des Geistes zusammengesetzt sahen. Die 7 steht nämlich, wie sie klar erkannt hatten, für Weisheit, aber nicht für die Erkenntnisse wissenschaftlichen Denkens, sondern fürdas in jedem niedergelegte Potential des Unbewußten. Zur 7 als okkulter Zahl wurden denn auch schleunigst die passenden Begleiter gesucht - etwa die 7 Planeten,von denen es zwar; wie man inzwischen weiß, einige mehr gibt, aber die läßt man heute für den idealen Eindruck dieser Zahl gerne unter den Tisch fallen. Es gelten also nach wie vor nur Sonne, Mond, Merkur; Jupiter; Venus, Mars und Saturn. Die ihnen zugeordneten Metalle, natürlich ebenfalls 7, waren: Gold, Silber; Quecksilber; Zinn, Kupfer; Eisen und Blei. Man unterschied auch 7 Engel, die vor dem Angesicht Gottes stehen, 7 alchimistische Prozeduren, 7 Öffnungen des menschlichen Hauptes und 7 Wohnungen der Unterwelt. Die 7 Säulen der Weisheit sind im jüdischen siebenarmigen Leuchter; der Menora, symbolisiert und im christlichen Glauben stehen den 7 Todsünden die 7 Sakramente gegenüber. Wohl nur die 7 Meere mußte man nicht ,,suchen" - sie stimmten einfach mit dem Ansatz überein -, aber ansonsten überrollte die 7 mit ihrer Omnipotenz einfach alles, was nicht klar und logisch betrachtet werden konnte: 7 Leben hat die Katze, 7 Jahre Unglück bringen zerbrochene Spiegel, 7 Köpfe hat die Hydra, 7 Tage die Woche, 7 Geißlein fraß der Wolf und ein Schlagerstar trällerte einst: ,,Sieben Mal, sieben Mal, das ist meine Liebeszahl..."

Kurzcharakteristik: ,,Siebener« sind Menschen mit starker Intuition und großer Einbildungskraft. Sie nehmen häufig die Leben über und neben der Realität gleichzeitig wahr; wodurch sie auf andere oft zurückhaltend und introvertiert wirken. Grundsätzlich ist ein Siebener der Meinung, daß der Geist über die Materie herrscht, aber er kennt auch die Kraft der Seele und ist fasziniert von ihr. Starke Sensibilität kann ihn zum Mystizismus führen, aber auch zu unscharfen Träumereien bis hin zur Depression. Er muß aufpassen, daß er nicht den Boden der Realität unter den Füßen verliert.

Planet: Neptun
Tag: Montag
Geschlecht: neutral
Richtung: Nordwesten
Farbe: Weiß
Edelstein: Tigerauge

Achtung, diese Zahl sprüht vor Dynamik. Acht-geben - vorsichtig und aufmerksam sein - definiert recht genau die Ebene, auf der diese Zahl wirkt - auf der materiellen. Sie sucht Betriebsamkeit und Erfolg. Sich in Acht nehmen heißt vorsichtig und möglichst pragmatisch mit den Dingen und Situationen umgehen.

Wer allerdings vor 1000 Jahren in Mitteleuropa ,,in die Acht genommen" wurde, hatte vermutlich nicht vorsichtig genug taktiert und Unregelmäßigkeiten oder Verstöße begangen - mit der Folge, daß über den ,,Acht-losen« Gericht gehalten wurde. Dann stand man in der Mitte einer gezeichneten 8 (die liegend auch das Zeichen für die Unendlichkeit darstellt, man denke nur an das Symbol für unendliche Entfernung, wie man es auf jedem Fotoapparat findet) und nach dem Urteil verließ man seinen Platz entweder als geachtetes Mitglied der Gemeinschaft oder als Geächteter.

Dieses Nicht-Acht-Geben ist gleichzeitig auch der Stamm für die Nacht, die düster und bedrohlich schon immer dem lichten Tag gegenüberstand. Das System zieht sich durch fast alle europäischen Sprachen, ob bei den Italienern mit »n-otte« (Otto = 8), bei den Engländern mit » n-ight« (eight = 8), den Franzosen mit »n-uit« (huit = 8) oder den Griechen mit »n-yktos" (okto = 8).

Die Nicht-Acht war immer das Dunkle, Tiefe und Geheimnisvolle -also auch der Tummelplatz für Gefühle und Unbewußtes. Von beiden ist die 8 aber relativ frei; sie bemüht sich jedenfalls darum, zeigt sich diesseitig, kämpferisch und profitorientiert. Das zeigt auch schon ihr mathematisches Profil, denn sie ist die erste Zahl, die in die dritte Dimension vorstößt. Das Quadrat 2 x 2 = 4 ergibt die Fläche, erst die Kubikzahl 2 x 2 x 2 schafft den Raum. Die 8 ist also eine äußerst »wirksame" Zahl. Sie ist aus stetiger Ausdehnung entstanden und wird sich immer weiter ausdehnen. Gerade im Altertum sah man diese Eigenschaft noch als äußerst positiv an und bescheinigte der 8 eine »glückliche Aura«. Im Islam gibt es zwar 7 Höllen, aber 8 Paradiese, in der Bibel überstanden 8 Menschen die Sintflut, Christus lehrte 8 Grade der Glückseligkeit und 8 Freuden kennen die Seligen: Hunger und Durst nach Gerechtigkeit, Gütigkeit, Verfolgung wegen Gerechtigkeit, Reinheit des Herzens, Barmherzigkeit, Einfalt im Geist und Trauer.

Daneben wirken die 8 Strafen der Hölle auch nicht viel schlimmer: Gefängnis, Tod, Gericht, Zorn Gottes, Finsternis, Peinigung, Beängstigung und Beklemmung. Die achte Sphäre (oder der Planet des Todes) symbolisiert in der Esoterik den absoluten und unwiderruflichen Absturz der Seele - das Böse. Man sieht also, daß Esoteriker mit dem ausgeprägten Materialismus nicht nur nichts anfangen können, sondern ihn gleich a priori verteufeln.

Kurzcharakteristik: »Achter« sind Macher. Betriebsam und dynamisch haben sie immer den Erfolg im Auge. Ohne Wertung gesagt, sind sie jedenfalls in der Lage zu konzentrierter Anstrengung. Ihre Ziele sind dabei meist materieller Art. Die große Energie, die sie besitzen und für ihre Vorhaben einsetzen, kann aber nur allzu leicht in Rücksichtslosigkeit und verbissenen Kampf ausarten. Spektakulär werden sie jedoch immer handeln - im Erfolg wie in der Niederlage.

Planet: Saturn
Tag: Samstag
Geschlecht: neutral
Richtung: Westen
Farbe: Schwarz
Edelstein: Amethyst

Als 3 X 3 ist die Zahl eine Potenz der göttlichen Vollkommenheit (der 3) und stellt in allen Religionen ein Höchstmaß an geistigen und spirituellen Fähigkeiten dar. Nur die absoluten Verfechter des Dezimalprinzips sahen sie als »fast erreichte Vollkommenheit", aber die Zahlenmystik muß sich glücklicherweise nicht den gleichen Kriterien unterwerfen wie Handel und Wirtschaft.

In der Esoterik und bei den Freimaurern ist 9 die Zahl des Heils und das Symbol geistiger Wiedergeburt - der Inbegriff höchster Vollkommenheit. Die Kabbala kennt 9 himmlische Sphären. Die Buddhisten nehmen 9 geistige Stufen an und bilden das auch real in ihren Tempeln ab, die jeweils 9 Etagen und 9 Dächer besitzen. In Peking, wo man über jedem der 9 Stadttore einen solchen 9-Etagen-Tempel errichtet hatte, hieß der Gouverneur auch ,,General der 9 Tore".

Im Islam ist das Universum in 9 Sphären aufgebaut: Die erste gehört dem Mond, dann folgen Merkur; Venus und Sonne, die genau die mittlere Sphäre einnimmt und deshalb auch als Zentrum des Universums bezeichnet wurde; darüber liegen die Sphären von Mars, Jupiter und Saturn. Die achte Sphäre bildet die der Fixsterne und die neunte schließlich die »Sphäre der Sphären«, ein stemloses Reich, das von reinen Gedankenschwingungen erfüllt sein soll.

Auch Jakob Böhme, der deutsche Mystiker und Naturphilosoph, wußte um die Endgültigkeit der 9, jedenfalls was die Entwicklungsschritte des Menschen betrifft. Er schrieb: ,,9 ist die Zahl der Tinktur; bis in die neunte Zahl sollen wir gehen, weiter nicht; in der neunten Zahl sieht man alle Dinge." So warnte er alle Neunmalklugen vor dem Verderben des ,,Zehnmalklugen« - der Zerrüttung des Geistes, dem Wahnsinn.

Wen wundert es, auf dieser neunten Stufe der geistigen und spirituellen Vollkommenheit auch die Musen zu treffen - 9 an der Zahl: Thalia, die der Erde verbunden ist und sich der Komödien annimmt, Klio, die Mondmuse der Geschichtsschreibung, Kalliope (epische Dichtung, dem Merkur zugeordnet), Terpsychore (Tanz, der Venus verbunden), Melpomene (Tragödie, Sonne), Erato (Liebesdichtung, Mars), Euterpe (Lyrik, Jupiter), Polyhymnia (Hymnendichtung, Saturn) und schließlich Urania, die Muse der Sternkunde, die der Sphäre der Fixsterne zugeordnet wurde. Agrippa von Nettesheim zählte noch weitere Neuner-Systeme auf: »Ebenso gibt es 9 Ordnungen der seligen Engel, nämlich Seraphim, Cherubim, Throne, Herrschaften, Kräfte, Gewalten, Fürstentümer; Erzengel, Engel, die Ezechiel unter dem Bilde von 9 Steinen bezeichnet. Die Namen dieser Steine sind: Saphir; Smaragd, Karfunkel, Beryll, Onyx, Chrysolith, Jaspis, Topas, Carneol. Ferner liegt in der Zahl 9 das große und verborgene Sakrament des Kreuzes, denn um die neunte Stunde gab unser Herr Jesus Christus den Geist auf. Nach 9 Tagen begruben die Alten ihren Toten und in ebenso vielen Jahren soll Minos in der Höhle von Jupiter seine Gesetze empfangen haben."

9 Körperöffnungen zählen wir noch obendrein und haben damit hoffentlich die Vorherrschaft des Dezimals widerlegt, denn in der Natur trifft man die 10 recht selten an.

Kurzcharakteristik: 9 drückt das Höchstmaß an geistiger und seelischer Potenz aus, was aber nicht zu verwechseln ist mit Durchsetzungsfähigkeit und Zielstrebigkeit. Die Fähigkeit ist zwar angelegt, aber zu ihrer Verwirklichung bedarf es entsprechend großer Konzentration und eines starken Willens. Das ist jedoch meist die Crux bei dieser Zahl, denn gleichzeitig zeigt sie Leidenschaft und Impulsivität an. Es wird ,,Neuner« also ihr ganzes Leben fordern, mit diesen hohen Energien umzugehen und sich von ihnen nicht verwirren zu lassen. Die 9 steht auch für sympathisches Auftreten und einen nie rastenden, erfindungsreichen Geist, der die höchste Belohnung in der unkonventionellen Lösung eines Problems sieht.

Planet: Mars
Tag: Dienstag
Geschlecht: männlich
Richtung: Süden
Farbe: Rot
Edelstein: Koralle